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April 2017

Jetzt sitze ich da vor dem Haus mit einer Blinden nur Tachelheit sprechenden Frau und der trauben Lehrperson Asmae....

Bin grad etwas ratlos. Wie gut es mir doch geht wenn ich das vor mir liegende Bergpanorama geniessen kann und in den Nachbarhäusern Kinderstimmen, blöckende Schafe und um die Wette krähenden Güggel hören darf. Die Pflanzen mit ihrem satten Grün heben sich schön von trockenen Steinhügel ab. Es hat die vorherigen Tage ziemlich viel geregnet und alles rein gewaschen. Die Leute von der ecole vivante werden langsam nervös.... das grosse Fest naht. Habe heute erfahren, dass ich am Samstag 4 - 5 Schüler betreuen und beschäftigen soll..... Das wird lustig. Aber es werden mir die "guten" Schüler zugeteilt, d.h.  diejenigen die am besten französisch  können..... wohl besser als ich.... hihihi.....

 

Wieder sind die Berge heute morgen neu eingeschneit. Trotzdem geniesse ich die Morgensonne um 7 Uhr vor dem Haus und den tollen Ausblick. Die Lismete habe ich auch dabei.... hhh. Gestern war ein aufregender Tag für die Lehrerschaft. Es kamen viele Besucher, die sich für das Projekt Schule und auch Permakultur interessierten. Der ehemalige Bildungsminister, heute ein höheres Amt in der Regierung ausübend, wurde 3 Stunden auf dem Gelände herumgeführt. Er wollte alles genau wissen. Heute sind nur die geladenen Gäste da. Schweizer, Oesterreicher.... Eltern der Schüler - total ca. 150 Personen !!

 

Das Fest für Gönner, Sponsoren und Freunde war ein unglaublicher Tag. Da sitzen und stehen 12 Mütter in der Küche zum Kochen... und während der Couscous auf dem Herd steht, singen und tanzen und trommeln die Frauen. Schon wieder Hühnerhautstimmung. Die Gäste treffen ein, versammeln sich im grossen Klassenraum und werden in mehreren Gängen fürstlich verwöhnt. Und wer trampt dann plötzlich während der Rede in Jeans und Poloshirt in den Saal ??..... Der ehem. Bildungsminister Lhasen Daoudi. Der war vom Projekt wohl wirklich angetan und liess sich einen zweiten Besuch nicht nehmen.

 

Während dem Abschlussritual auf dem Sportplatz mit traditionellen Berberliedern habe ich Assya geschultert, so dass sie sich trotz dem verletzten Bein mitten in der fröhlichen Gesellschaft befand.

Am dritten Tag wurde die Schule von Leuten aus nah und fern überrannt. Was für Menschenmassen um die Häuser und auf der Strasse.... alles ruhig und friedlich auch ohne Polizei. Und so endet das ausgiebige Einweihungsfest mit Souk, Tee und Kuchenbuffet.

 

Nach einer landschaftlich wunderschönen Fahrt durchs Ait Bouilly sind wir wieder im lärmigen Marrakech  - und da trifft man jemanden, der alle meine Bekannten in Zagora kennt......

 

Mai 2017

So sind wir einen Tag durch die Souks gewandelt, haben auf einer schönen Terrasse Tajine und Salat gegessen und Pläne für Casablanca geschmiedet. 4 Stunden später sagt die Kollegin ab, weil sie gröberen Durchfall hat - hoffentlich nicht vom Mittagessen.. Tja, was mach ich jetzt an diesem freien Freitag ? Kaffee trinken, Erdbeersaft schlürfen....mmmmmhhh, Besuch im Supermarkt. Muss den Jungs mal Dusche/WC putzen.

 

Mit Hamid bin ich ins Dar Bouidar gefahren. Die grösseren Kids waren grad auf dem Weg zum Picknick. Auch 2 Schweizerinnen, die dort Freiwilligeneinsätze leisten, sind dabei. Kinderbetreuung ist in Marokko schon speziell. Auf jeden Fall war ich mit den Kids trotz oder wegen der Sprachbarriere viel aktiver als die Betreuerinnen. Aber eben... sie kennen das ja selber nicht. Bevor wir nach Hause gehen, gönnen wir uns einen Fischteller. Die Fische und Crevetten wurden am Morgen, wie wir unser Quartier verliessen, direkt aus Agadir angeliefert. Bestellkarte gibt es keine. Als Ausländerin wird man erst auf Tachelheit Kenntnisse getestet. Dann darf Frau sagen, von welchen Fischen sie wieviel haben möchte. Das wird gewogen, gebraten und mit div. Beilagen serviert. Ein halbes Kilo mit einem Fläschli Cola kostet dann 12 Stutz.

 

Und jetzt warte ich mal wieder.... wir sollten zwischen 19 (ah das war ja schon) und 21 Uhr das Mietauto abholen. Aber hier kann man ja wirklich entspannt warten. Aus der Nachbars-WG wird mir jetzt grad ein Tee serviert.

 

Heute hab ich mir frei genommen. Wir sind also am Sonntag morgen Richtung Azilal abgefahren. Durch die in der Sonne goldig leuchtenden Weizenfelder wo die Handernte mit Sichel grad auf Hochtouren läuft, Überall sind farbige Bougainvilleen, Hibiskus und andere Pflanzen in voller Farbenpracht. Wir lassen uns einen Blick auf den Stausee Moulay Youssef nicht entgehen. In seinem schönsten Blau liegt er zwischen farbigen Hügeln. Den Rückweg zur Hauptstrasse nehmen wir auf der anderen Seite unter die Räder. Es geht hoch - hinunter - wieder hoch - ..... ob wir wohl noch mal in Azilal ankommen.

.... klar tun wir. Bei Hamids Eltern übernachten wir, Imaaicha hat mein "Bett" schon hergerichtet.

 

Um 6 Uhr früh fahren wir ab nach Zahouit Ahansal (ZA). Die Bergstrasse ist noch praktisch nicht befahren und so kommen wir zügig voran. Früh genug sind wir im Dorf und essen Zmorge auf einer Terrasse mit Blick auf die Freiluftmetzgerei - es ist grad Souktag.

Der Lehrer Oualid fährt uns voran 15 km den Berg rauf auf der Strasse, dann 5 km Piste und noch 2 km schlechte Piste, sein täglicher Schulweg. Endlich ist das Schulhaus in Sicht, die 28 Kinder warten schon. Es gibt ein Schulzimmer, ein Lehrer, 5 Klassen.... Für die 6 5.-Klässler gibt es 2 Lesebücher - d.h. zusammenrücken. Alle freuen sich über mitgebracht Hefte, Schreibzeugs, Bastelsachen, Zahnbürstli, Zahnpasta (von den meisten Kindern noch nie gesehen oder gebraucht). 4 Mädchen drücken mir zum Dank ein Stück ihrer Mittagssandwich in die Hand. Dann spielen wir noch mit den mitgebrahten Spielen und verlassen schliesslich diese Schule mit einem bedrückenen Gefühl. Das sind wohl die Ärmsten unter den Armen, haben aber enormes Glück, einen soooo motivierten Lehrer zu haben. Den werde ich weiter irgendwie unterstützen wenn es der Staat nicht schaft. Und über den Sommer sind dann noch ca. 25 Nomadenkinder zusätzlich zum unterrichten. Die trudeln in den nächsten 2 Wochen ein....

Und weiter kann ich an diesem Tag nicht über sie nachdenken. Die Piste durchs Niemandsland zum Bin Ouidane nimmt meine ganze Konzentration in Anspruch. Schon glaubte ich nicht mehr an ein Ankommen. Aber Stunden später dann doch ein Blick über diesen schön gelegenen See. Und zu einem wohlverdienten Erholungstee bei Hicham - satr mit viiiiiieeeeel Zucker.

 

Dienstag und Mittwoch sind viele Besuche angesagt. Aber erst fahren wir mit Assyas Mutter ins Spital. Um 9 sollte sie dort sein. Irgendwann bekam sie eine Nummer für ins Gebäude und wieder wird gewartet.... es ist härzig kompliziert.... Das Resultat soll sie dann am Nachmittag abholen.... wieder mit viel warten verbunden. Mittagessen in einer mir fremden wohlhabenden Familie. Traditionelle Outfits ausprobieren, Kohl in die Augen streichen. Später Aufbruch zu Naima und ihrer Familie. Sie freut sich immer enorm auf Besuch. Sie wohnt schon es bitzli abgelegen. Sie verwöhnt uns mit Couscous. Die Buben freuen sich über die mitgebrachten Seifenblätterli.

 

Bei der Rückfahrt nach Marrakech am morgen früh hat uns die Autobatterie auch noch einen Streich gespielt. Nach Hilfe eines Vorbeifahrenden hats dann doch noch geklappt. Unterwegs suchen wir noch rasch den Weg zur Safranfarm. Für eine ausführliche Besichtigung reicht die Zeit nicht mehr.

Übers Wochenende dann nochmals ins Hinterland um die bestellten Körbe abzuholen.

Besuch bei "meiner" Nomadenfamilie

Früh morgens mache ich mich auf Richtung Berge, um meine Nomadenfamilie zu suchen und ihnen nach 2 Jahren endlich die versprochenen Fotos zu bringen. Zuerst muss ich noch ein paar Liter Benzin tanken, da ich nicht weiss, ob ich in Zahouit welches bekomme oder nicht. Und siehe da... auch in der Tankstelle in Azilal ist sans plombe ausverkauft.... retour zur anderen Tankstelle am anderen Ende der Stadt und die Hoffnung nie aufgeben... einmal mehr Glück gehabt.

So nehme ich die 80 km Bergstrecke einigermassen beruhigt unter die Räder. Die ersten 3/4 Stunden fast alleine auf der Strasse. Schön zu sehen, dass fast die ganze Strecke zum Tizi N'Tighrist neu geteert ist (aber schlechte Arbeit - hat schon wieder kleine Löcher drin).

Ich lasse es mir nicht nehmen auf die Passhöhe zu fahren um einen Blick in mein Ait Bougoumez zu werfen. Einen kleinen Teil des grünen Pflanzenbandes kann ich auch erblicken und an den Felsen des wasserreichen Tales schimmert das kostbare Nass.

Jetzt 2 km zurückfahren, Auto parkieren und das erste Nomadenzelt anpeilen. Da der Rauch vom Platz hochsteigt, nehme ich an, dass jemand anwesend ist. Ich frage nach Brahim und Touda und sie zeigen mir talwärts auf der anderen Strassenseite Zuerst wird mir aber ein Teppich ausgerollt, Brot, Tee, Oel und Titliwin/Spiessli serviert (darum der Rauch. 2 Frauen und ein Teenager sind grad dabei, ihr Znüni ???? vorzubereiten).

Wohlweislich zeige ich ihnen Fotos von den Nomadenkindern, die ich dabei habe und dann sagt Fadma: ahh.... diese Brahim und Touda.... ja, die sind hinter uns. Diese Aussage passt mir schon besser, waren sie doch auch vor 2 Jahren auf dieser Strassenseite. Fadma begleitet mich ein Stück bis wir das Zelt sehen, damit ich es auch jaa nicht verpasse. So stolpere ich begab und bergauf dem Zelt entgegen. Brahim sitzt mit Blick in meine Richtung grad am Essen. Er schaut mich an... seine Augen werden gross und grösser... dann machts "klick" und er weiss wohl in welcher Schublade ich stecke....hhh. Kerima und Mohamed sind in den zwei Jahren ein gutes Stück gewachsen aber noch gut erkennbar. Nora ist erst 1 1/2 Jahre alt, sie fürchtet sich erst etwas vor mir (wie so viele kleine Kinder in Marokko). Sie freuen sich über die mitgebrachten Fotos und Kleider und natürlich muss/soll/darf ich Couscous mitessen.

Kerima soll nachher das Brot backen, Mohamed macht das Feuer parat, und ich verabschiede mich, ein bisschen stolz, dass ich wenigstens die halbe Familie ganz alleine gefunden habe.

Sommer 2019

Nachdem mich mein Bergführer 4 Tage vor der geplanten Tour auf den Gipfel des zweithöchsten Berges Marokkos, den M'Goun, versetzt hat, frage ich Omar ob er mitkommt und Zeit hat..... und er hat Zeit und sowieso nichts besseres los. Also planen wir das Nötigste und treffen uns direkt in Agouti um  auf die 4-tägige Tour aufzubrechen. Mit wenig Proviant und 6 Litern Wasser machen wir uns auf den Weg dem Flusslauf entlang durch staubtrockene Marokkolandschaft. Nach ein paar Stunden erreichen wir eine Art Alp mit Gästehaus, lassen uns einen Teller Spaghetti schmecken, und geniessen den tollen Ausblick. Erst morgen soll es weitergehen. Hoch hinauf über einen Pass, auf der anderen Seite hinunter zur nächsten Hütte, dem Ausgangspunkt für die Gipfelbesteigung. Diese nahmen wir am Morgen um 2 Uhr mit einem Dutzend weiterer Touristen und Guides in Angriff. Stunden später standen wir mit einem Hochgefühl auf dem M'Goun 4071 MüM...... was für ein Gefühl !!!